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Zum Jahresbeginn 2025 tritt eine weitreichende Änderung in Kraft, die viele deutsche Anleger betrifft: die Wegzugssteuer für ETFs. Diese Neuregelung des Investmentsteuergesetzes verpflichtet Privatanleger, bei einem dauerhaften Umzug ins Ausland die aufgelaufenen Gewinne ihrer Kapitalanlagen zu versteuern – selbst wenn sie ihre Anlagen gar nicht verkauft haben. Dieser „fiktive Verkauf“ greift vor allem bei höheren Investitionssummen und könnte so manchen Auswanderungsplan erschweren. Doch was genau bedeutet das für dich? Was musst du als ETF-Investor beachten, wenn du Deutschland verlassen willst, und wie kannst du dich schützen? All das schauen wir uns jetzt im Detail an.

1. Was ist die Wegzugssteuer und warum betrifft sie Privatanleger?

Die Wegzugssteuer war ursprünglich für Unternehmen gedacht, um zu verhindern, dass Gewinne durch den Wegzug ins Ausland steuerfrei bleiben. Bisher war die Regelung so ausgestaltet, dass Unternehmen beim Verlegen ihres Sitzes aus Deutschland zur Kasse gebeten werden konnten, da sie nach dem Umzug keine unbeschränkte Steuerpflicht mehr in Deutschland hatten.

Mit der neuen Regelung trifft diese Steuerpflicht nun auch Privatanleger. Solltest du als Anleger eine bestimmte Summe in ETFs investiert haben und Deutschland verlassen wollen, wird angenommen, dass du deine Anlagen verkaufst – zumindest steuerrechtlich. Das bedeutet, dass du auf die Gewinne Steuern zahlen musst, auch wenn du deine ETFs behältst und sie nicht liquidierst. Für die Berechnung zählen hierbei die Anschaffungskosten deiner Investments und nicht deren momentaner Wert.

2. Wann greift die neue Regelung für ETFs?

Diese neue Wegzugssteuer wird ab dem 1. Januar 2025 in Deutschland gelten. Die Besteuerung greift jedoch nur bei einer bestimmten Höhe der Anschaffungskosten, die im Gesetz festgelegt wurde: nämlich bei Anschaffungskosten ab 500.000 Euro. Das bedeutet, dass erst dann eine steuerliche „fiktive Veräußerung“ deines ETF-Portfolios im Fall einer Auswanderung angesetzt wird.

Beispiel:

Angenommen, du hast über die Jahre 500.000 Euro in ETFs investiert, und durch Kursgewinne ist dein Portfolio auf 1 Million Euro angewachsen. Solltest du dich dazu entscheiden, Deutschland zu verlassen, müsstest du theoretisch auf die 500.000 Euro Gewinn eine Steuer zahlen, ohne dass du die ETFs tatsächlich verkaufst.

3. Wer ist von der Regelung betroffen?

Die Regelung betrifft in erster Linie Privatanleger mit höheren Investitionssummen. Hier ein Beispiel: Um den Schwellenwert von 500.000 Euro zu erreichen, müsstest du über einen Zeitraum von 30 Jahren monatlich etwa 1.400 Euro in ETFs investieren. Bei einer angenommenen durchschnittlichen Rendite von 7 % pro Jahr würde dein Depot nach 30 Jahren rund 1,7 Millionen Euro wert sein. Allerdings sind für die Besteuerung nur die Anschaffungskosten relevant, sodass die Regelung auch bei realen Renditen nur die Großinvestoren trifft, die über eine längere Zeit hohe Beträge eingezahlt haben.

4. Warum führt Deutschland die Wegzugssteuer für Privatanleger ein?

Die Einführung dieser Besteuerung für Privatanleger könnte darauf abzielen, die Steuerpflicht im Inland zu sichern. Die Bundesregierung möchte sichergehen, dass hohe Vermögen, die in Deutschland aufgebaut wurden, auch steuerlich hier erfasst werden, bevor die Inhaber das Land dauerhaft verlassen. Die Maßnahme könnte den Staat langfristig vor Steuerverlusten schützen, da sie das Kapital in Deutschland sichert, solange die Anleger steuerlich ansässig bleiben.

Ein weiteres Risiko besteht jedoch darin, dass dieser Freibetrag in Zukunft weiter abgesenkt wird. Heute sind es 500.000 Euro, aber in der Zukunft könnte dieser Schwellenwert deutlich gesenkt werden, wodurch auch Anleger mit weniger Kapital betroffen wären. Die Politik hat sich hier ein Werkzeug geschaffen, das potenziell alle Kapitalanlagen betreffen könnte, sollten die Grenzen weiter gesenkt und die Vermögensklassen ausgeweitet werden.

5. Möglichkeiten zur Steueroptimierung und Schutz deines Vermögens

Falls du ernsthaft darüber nachdenkst, irgendwann auszuwandern, gibt es einige Möglichkeiten, dein Portfolio vor unnötigen Steuerabzügen zu schützen:

  1. Überlege, Anteile bei einem ausländischen Broker zu halten: Indem du bereits frühzeitig einen Teil deiner Kapitalanlagen bei einem ausländischen Broker hältst, ist im Fall eines Wegzugs der Übergang oft einfacher und ohne Einschränkungen.
  2. Regelmäßig Gewinne realisieren und versteuern: Überlege, Gewinne in einem strategisch sinnvollen Rahmen regelmäßig zu realisieren und steuerlich zu erfassen. Dadurch kannst du verhindern, dass deine gesamten Gewinne bei einem Wegzug auf einmal versteuert werden müssen.
  3. Gestaffeltes Auswandern: Manche überlegen, die Auswanderung in mehreren Etappen zu gestalten, was steuerrechtlich möglicherweise vorteilhaft sein kann.
  4. Alternative Investments nutzen: Neben ETFs und Aktien gibt es auch andere Anlagemöglichkeiten wie Immobilien, die eventuell weniger stark von einer Wegzugssteuer betroffen sind.

6. Fazit: Die neue Wegzugssteuer und was sie für dich bedeutet

Die Neuregelung der Wegzugssteuer ab 2025 bringt neue Herausforderungen für Privatanleger in Deutschland mit sich. Solltest du planen, Deutschland langfristig zu verlassen, kann diese Änderung deine Planungen beeinflussen, insbesondere wenn du eine größere Summe in ETFs investiert hast. Die Erhebung einer Steuer auf fiktive Gewinne kann insbesondere für Investoren zur Belastung werden, die für den Ruhestand ins Ausland ziehen wollen.

Es bleibt abzuwarten, ob die Regierung in Zukunft auch noch weitere Änderungen an der Wegzugsbesteuerung vornehmen wird. Doch mit den oben genannten Strategien kannst du dein Vermögen zumindest teilweise schützen und flexibler auf die Änderungen reagieren.

Zum Abschluss: Was hältst du von dieser Neuregelung? Würdest du, trotz dieser potenziellen Steuerlast, Deutschland verlassen wollen? Teile deine Meinung und lass uns wissen, wie du über die Entwicklung der deutschen Steuerpolitik denkst.